von Timo Kozlowski


Cineastische Reise durch Lissabon

Alfredo Macedo ist ein echt Lissaboner Original: Er ist fast 100 Jahre alt und fährt immer noch als Taxifahrer durch Lissabons Straßen - seit 70 Jahren mit demselben Wagen. Der bayerische Regisseur Wolf Gaudlitz setzte dem eigenwilligen Taxi-chauffeur ein filmisches Denkmal. Im Lichtspiel stellte er sein Werk "Taxi Lisboa" vor.
Ein realistischer Dokumentarfilm wurde - glücklicherweise - nicht daraus. Eher ein poetischer und auch surrealer Blick auf Lissabon aus den Augen des Sonderlings Alfredo und seinem Auto. Er begegnet auf seinen Fahrten durch die engen Straßen der Stadt immer wieder skurrilen Gestalten: Wajsberg, ein aus Prag deportierter Jude, begrüßt die ankommenden Touristen auf dem Bahnhof per Handschlag, der bayerische Pizza-Millionär Antonio Torchiardo

 

(er spielt sich selbst und kommt eigentlich aus Sizilien), ist eigentlich nach Lissabon gekommen, weil er die Chance auf eine Fastfood-Kette in Portugal auskund-
schaften will. Stattdessen verliebt er sich in eine Portugiesin, die sich einmal im Monat von Alfredo in seinem Oldtimer durch Lissabon kutschieren und der Alfredo versprochen hat, sie auf ihrer Hochzeit zur Kirche zu fahren.Zwei Jahre habe er an dem Film gedreht, berichtet Wolf Gaudlitz und er sei mehrmals nach Lissabon runtergefahren und dann erzählt er von technischen Problemen (wie leuchtet man ein fahrendes, stockdunkles Taxi aus?). Und eigentlich hätte der Film schon früher fertig sein können. Wolf Gaudlitz hatte ihn schon geschnitten, war dann aber mit dem Ergebnis nicht zufrieden. Zum einen hatte Alfredo mit der Zeit begonnen, statt sich selbst darzustellen vor der Kamera zu schauspielern, zum anderen war Gaudlitz mit den Bildern des Kameramanns unzufrieden. Also fuhr er mit einem neuen Kameramann ein weiteres mal nach Lissabon. "Alfredo hatte nach meiner letzten Abreise schon innerlich mit dem Film abgeschlossen", erzählt Gaudlitz begeistert, "Als wir wieder mit der Kamera ankamen, meinte er nur: 'Macht mal!' und das war es dann, wie ich es haben wollte!" So entstanden beispielsweise die immer wieder im Film auftauchenden Bilder von Alfredo, der am Steuer seines Wagens schläft.
Ein sehr malerischer und poetischer Film, der das Publikum für anderthalb Stunden die reale Welt vergessen läßt. Kino wie es sein soll!
Das Kauf-Video zu "Taxi Lisboa" ist erhältich bei der Taxi-München eG,
Engelhardtstraße 6, 81369 München, Telefon: (089) 77 30 77, Fax: 77 24 62.

TK